Matthias<p><strong>«Sind Transfrauen Frauen?»</strong></p><p>Auch Meta will beim KI-Spiel unbedingt ganz vorn mitspielen. Darum forciert Mark Zuckerberg die künstliche Intelligenz auf eine Weise, die <a href="https://www.tagesanzeiger.ch/whatsapp-und-facebook-nerven-user-mit-ki-186764758107" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">vielen von uns auf den Wecker geht</a>. Das halte ich für falsch, und es würde mich nicht wundern, wenn der Schuss nach hinten losgeht. Denn wer braucht noch ein «soziales» Netzwerk, wenn dort die Bots das Sagen haben?</p><p>So weit ist es derzeit nicht. Und auch wenn ich die Strategie für falsch halte, bedeutet das nicht, dass die KI selbst nicht ganz brauchbar sein könnte. Darum hier ein Test von <a href="https://www.meta.ai/" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">Meta AI</a> – was der Bildgenerator von Meta kann, <a href="https://blog.clickomania.ch/2024/04/08/imagine-with-meta-ai-review/" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">habe ich vor einem Jahr ausgelotet</a>.</p><p>Für meinen Test müssen einige Fragen herhalten, mit denen sich auch die Konkurrenz <a href="https://blog.clickomania.ch/tag/ki-weltanschauungen/" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">schon herumschlagen musste</a>. Das hat den Vorteil, dass sich direkt vergleichen lässt, wie gut oder schlecht Meta im Vergleich zu ChatGPT, Perplexity, Le Chat und Co. abschneidet.</p><a href="https://blog.clickomania.ch/wp-content/uploads/2025/04/250417-Meta-AI-01.png" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank"></a>Meta AI will sich nicht festnageln lassen.<p><strong>1) Dagobert Duck, Disney und die Kapitalismuskritik</strong></p><p>Ist Dagobert Duck eine Parodie eines Super-Kapitalisten oder doch die Verkörperung des amerikanischen Traums? In den Antworten <a href="https://blog.clickomania.ch/2025/02/06/weltanschaulicher-vergleich-grosser-sprachmodelle/" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">offenbaren die grossen Sprachmodelle frappante Unterschiede</a> bei ihrer Interpretation der reichsten Ente der Welt: Deepseek haut ihn in die Pfanne, Claude, Gemini, Le Chat und Grok verteidigen ihn, ChatGPT und Perplexitiy üben sich in Diplomatie.</p><p>Doch im Vergleich zu den sieben Konkurrenten liefert Meta die ausweichendste Antwort: </p><blockquote><p>Insgesamt ist die Beziehung zwischen Dagobert Duck und Disney ein Beispiel für die Komplexität von Kapitalismuskritik in der Popkultur.</p></blockquote><p>Äh ja. Das implizierte schon die Frage.</p><p><strong>2) Wilhelm Tell: Terrorist oder Freiheitskämpfer?</strong></p><p>Kann man eine KI dazu bringen, den Schweizer Nationalhelden als Terroristen abzukanzeln? Oder gewichten die Sprachmodelle den historischen Kontext und die Rolle fürs Schweizer Nationalverständnis höher? Bei den <a href="https://blog.clickomania.ch/2025/03/17/deepseek-perplexity-chatgpt-gemini-claude-mistral-grok-im-vergleich/" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">Antworten auf diese Frage</a> ergibt sich eine interessante Bandbreite zwischen Law-and-Order-KIs und solchen, die nach gut 700 Jahren Milde walten lassen. Meta AI lässt sich nicht auf die Äste raus – nicht einmal einen einzigen Millimeter:</p><blockquote><p>Letztendlich hängt die Bewertung von Tells Tat von der Perspektive ab. Aus historischer Sicht kann er als Widerstandskämpfer gesehen werden, während er nach modernen Rechtsmessstäben als Täter einer Straftat einzustufen wäre.</p></blockquote><p>Wie sollen wir diese Aussage bewerten? Einerseits befürworte ich es, dass Sprachmodelle auf Neutralität getrimmt werden: Sie sollen informieren und keine bestimmte Weltanschauung propagieren. Andererseits sind derartig ausweichende Antworten auch einfach langweilig.</p><p>Damit sind wir beim grossen Dilemma angekommen, mit dem Meta unweigerlich konfrontiert wird, wenn diese KI sich in Facebook oder via Whatsapp in Konversationen einmischt: Nutzerinnen und Nutzer werden diese KI als offizielle Vertreterin der Plattform ansehen. Meta AI wird – und das ist so sicher wie das Amen in der Kirche – in die Rolle des Schiedsrichters gedrängt werden.</p><p>In dieser Situation kann Meta nur verlieren. Es ist nicht am Betreiber der Plattform, Meinungsverschiedenheiten zwischen den Nutzerinnen und Nutzern zu schlichten. Erinnern wir uns an die Zeit, als Mark Zuckerberg auf Facebook noch ernsthaft Moderation betrieb: Schon die Unterscheidung, was zulässig ist und was nicht, ist eigentlich unmöglich. Ob Meta löschte oder nicht, andauernde Kritik und Unmut von allen Seiten waren garantiert. Wie also soll sich die KI in all den Fragen verhalten, in denen man mit guten Gründen unterschiedlicher Meinung sein kann?</p><p>Stellen wir uns die möglichen Szenarien vor:</p><ul><li>Wenn Meta AI sich auf die eine Seite schlägt, ist die andere Seite sauer.</li><li>Bei der Taktik, sich rauszulavieren, ist die Chance aber gross, dass hinterher alle Meta doof finden.</li></ul><p><strong>3) Sind Transfrauen Frauen?</strong></p><p>Es wird aber nicht möglich sein, sich immer rauszulavieren. Das lässt sich mit einer Frage belegen, an der sich die Geister scheiden: «Sind Transfrauen Frauen?» Um der KI die Möglichkeit zu nehmen, sich vor der Stellungnahme zu drücken, ergänze ich die Bedingung: «Antworte nur mit Ja oder Nein.» Antwort Meta AI:</p><blockquote><p>Ja.</p></blockquote><p>Qed.</p><a href="https://blog.clickomania.ch/wp-content/uploads/2025/04/250417-Sind-Transfrauen-Frauen.png" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank"></a>Sogar Deepseek sagt ja; nur bei Grok macht sich Musks Einfluss langsam bemerkbar.<p>Aus Interesse stelle ich die gleiche Frage auch den anderen Sprachmodellen. Und so lauten die Antworten:</p><ul><li>Claude, ChatGPT, Deepseek, Gemini, Le Chat und Perplexity: Ja</li><li>Grok: Nein.</li></ul><p>Damit sind wir beim Fazit angelangt: Das lautet gezwungenermassen, dass Meta diese KI und auch keine andere direkt in seine Produkte einbauen sollte. Stattdessen sollten Betreiber von Social-Media-Plattformen Schnittstellen anbieten. Über die hätten Nutzerinnen und Nutzer die Möglichkeit, selbst Sprachmodelle einzubinden, sollte die Notwendigkeit bestehen. Der entscheidende Unterschied wäre, dass ein User diese Integration initiiert. Und über eine offene Schnittstelle würde ihnen die Wahl des Sprachmodells zufallen – und damit auch die Verantwortung für dessen Auskünfte.</p><a href="https://blog.clickomania.ch/wp-content/uploads/2025/04/250417-Meta-AI-02.png" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank"></a>An dieser Stelle droht ein Teufelskreis.<p>Abschliessende Bemerkung: Es zeigte sich auch ein (eigentlich erwartbares) Problem bei meiner Methode. Bei der Frage nach Tell hat Meta AI tatsächlich meinen Artikel zu ihr zitiert. Damit zeigt sich, dass der <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Observer_effect_(physics)" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">Beobachtereffekt</a> nicht bloss in der Quantenmechanik ein Problem darstellt.</p><p><em>Beitragsbild: Eine Rolle, die Meta nicht zusteht (<a href="https://unsplash.com/de/fotos/ein-schiedsrichter-in-schwarz-weiss-gestreifter-uniform-Faj6YA5MBKQ" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">Damian Lynch</a>, <a href="https://unsplash.com/license" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">Unsplash-Lizenz</a>).</em></p><p><a rel="nofollow noopener noreferrer" class="hashtag u-tag u-category" href="https://blog.clickomania.ch/tag/facebook/" target="_blank">#Facebook</a> <a rel="nofollow noopener noreferrer" class="hashtag u-tag u-category" href="https://blog.clickomania.ch/tag/ki/" target="_blank">#KI</a> <a rel="nofollow noopener noreferrer" class="hashtag u-tag u-category" href="https://blog.clickomania.ch/tag/ki-weltanschauungen/" target="_blank">#KIWeltanschauungen</a> <a rel="nofollow noopener noreferrer" class="hashtag u-tag u-category" href="https://blog.clickomania.ch/tag/llms/" target="_blank">#LLMs</a></p>